Ausstellung

H. N. Semjon
Installationsskulptur "Abendmal im Abendmahl"


18. 6. - 31. 8. 1999
Restaurant Abendmahl
Muskauer Str. 9
10997 Berlin
Täglich ab 18.00 Uhr
Tel.: 030/612 51 70
Selten gehen Bildende Kunst und das Restaurationswesen eine glückliche Verbindung ein. Oft wird die Kunst nur zum Schmücken der Wände benutzt, noch öfter ist diese Kunst mit dem Ruch des Unseriösen gepaart. Denn ein professionell arbeitender Künstler hütet sich, "Restaurantkunst" zu machen. Ausnahmen sind die Künstlerrestaurants wie hier in Berlin die Paris-Bar, wo die Stammkünstler mit Kunstwerken ihre Rechnungen bezahlen und sich des-halb dort eine anregende Auswahl an zeitgenössischer Kunst wiederfindet.

Mit dem Restaurant Abendmahl und dem Künstler H. N. Semjon verhält es sich jedoch anders: H. N. Semjon, der hier in Berlin lebt, ist seit Jahren mit den Restaurantbesitzern Udo Einenkel und Andreas Matthes befreundet. Udo Einenkel, der Küchenchef des Restaurants, der sich international für seine phantasievolle und schmackhafte vegetarische Küche einen Namen erkocht hat und dem Abendmahl sein eigenes Profil gab, schlug Semjon vor, ein Kunstwerk zu schaffen, das sich explizit auf das Abendmahl beziehen solle. Aus dieser Idee ist eine Installationsskulptur geworden, die im Zentrum des Raumes plaziert ist.

Semjon hat einen Tisch, zwei Stühle, Tischdecke und das Geschirr des Abendmahls als Ausgangsmaterial verwendet. Durch die künstlerische Überarbeitung mit dem für Semjon typischen Arbeitsmaterial, dem gebleichten Bienenwachs, hat er ein Installationsensemble geschaffen, das autonom als Kunstwerk funktioniert und zugleich im Kontext des Restaurantraumes ein spannendes reflexives Verhältnis schafft. Aufgesockelt, mit weißem Neonlicht begleitet und unter einen Glassturz gestellt, ist dieser gedeckte Tisch entrückt, in eine andere Wirklichkeit gebracht und doch stellen sich Korrespondenzen ein zu dem realen Restaurantmobiliar, den Tischdecken und dem Geschirr. Indem der Künstler einen auf die Körpergröße des sitzenden Menschen bezogenen "Leerraum" oberhalb der eingewachsten Arbeiten im eingeglasten Schutzraum schafft, impliziert er, daß hier eigentlich jemand zu sitzen habe, und verweist somit auf den Restaurantgast.

Semjons Installationsskulptur "Abendmal" ist Teil seiner Werkgruppe "Form & Color", die wiederum eine Unterabteilung seines umfangreichen künstlerischen Programms der "Unity in Diference/Einheit in der Differenz" ist. (Vgl. Sie bitte dazu den Katalog, "H. N. Semjon, Unity in Difference", herausgegeben von Jan Maruhn, im Vice Versa Verlag, Berlin, 1999 erschienen, ISBN 3-932809-08-4.)